„Tanzkompanie“ in Aktion. Dass Plastik nach den Worten des französischen Bild- hauers Henri Laurens
„im Wesentlichen Besitzergreifung des Raumes“ bedeutet, hat Agnes Keil in ihrer „Tanzkompanie“
wörtlich genommen.
Seit 1996 entstehen Skulpturen aus 3 Millimeter starken Stahlplatten. Sie sind gerostet, farbig
lackiert oder gewachst, was ihnen eine dunkle, matte Patina gibt.
Agnes Keil hat in dieser Werkgruppe die Formen des menschlichen Körpers mit am stärksten reduziert,
vereinfacht, die Proportionen verändert oder sogar teilweise in Fragmente zerlegt. Die Stahlarbeiten
wirken silhouettenhaft und sind vom Umriss bestimmt, der ihnen Volumen gibt. Wie Schattenrisse
erscheinen sie vor hellen Hintergründen oder vor Lichtquellen (wie hier vor der großen Fensterfront
„Zwei Männer“, 2006). Gerne unterbricht Agnes Keil in den Stahlarbeiten den fließenden Rhythmus einer
Form. Sie sägt Teile ab und fügt an anderer Stelle solche wieder an. Im Geiste ergänzt der Betrachter
die freien Stellen in der Skulptur, die „Luft“ sozusagen. Er wird dadurch zum zweiten Bildner, der dem
Werk zu Vollständigkeit verhilft. Der aktive Part des Betrachters ist der Künstlerin sehr wichtig.
Seine individuelle Vorstellungskraft erweitert den Ausdruck des jeweiligen Werks.
Häufig anzutreffendes Bewegungsmoment in den Stahlarbeiten ist eine breitbeinige Schrittstellung der
Figuren („Mann und Frau, Variation II“, 2009; „Mit Dir, Variation III“, „Prachtpaar“, 2009). Die breite
Beinstellung bildet oft den zentralen Kompo- sitionsansatz einer Skulptur, auf den die weiteren
Bewegungen der Figur in ihren