Kunst, einem Metier, in dem sie sich, wie wir schon hörten, ebenso
sicher bewegt wie auf der gestalterischen Ebene. Wichtig sind ihr, wie vielen zeitgenössischen
Künstlern, nicht nur die physischen Erscheinungen des Lebens, sondern auch die geistige Sphäre eines
Kunstwerks, und damit spielt sie auf die Sensibilität in der Wahrnehmung an. Dass Kunst in der Lage
ist, die nicht sichtbaren Dinge in der Natur sichtbar zu machen, ist seit Paul
Klee ein immer wieder zitierter Topos.
Agnes Keils Arbeiten sind sinnlich, haptisch erfahrbar, emotional greifbar. Sie überlässt es dem
Betrachter, sich spielerisch mit ihnen auseinander zu setzen, die Bewegungen der Figuren fortzuführen,
sich z.B. auch auf musikalische Analogien einzulassen, Klänge und Rhythmen zu hören, nach denen sich
die Figuren im Raum bewegen. Diese synästhetischen, wenngleich individuellen Eindrücke binden den
Betrachter ganz selbstverständlich in ihre Kunst mit ein.
Kurz noch zwei Zitate zum Schluss:
„Der Hauptzweck aller Plastik ist, dass die Würde des Menschen innerhalb der menschlichen Gestalt
dargestellt werde“, philosophierte Johann Wolfgang Goethe Anfang des 19. Jahrhunderts und der
französische Mathematiker, Physiker, Literat und Philosoph Blaise Pascal (1623-1662) stellte zwei
Jahrhunderte zuvor fest: „Das Denken macht die Größe des Menschen. (...) Die ganze Würde des Menschen
liegt im Denken...“.