AGNES KEIL

birgt aber den Schatz der Komplexität, der auch uns gründet.
In einer Zeit der Bildschirme, Bilderflut und Virtualität ist die Skulptur ein Lehrstück für das Echte, ein Anker, ein Prüfstein, eine Herausforderung.
Haptik und Räumlichkeit nicht nur für den Körper sondern auch für den Geist.
Man kann sich um eine Skulptur herum bewegen, verschiedenste Blickwinkel einnehmen, sie erforschen und gerät somit selbst in Bewegung. Sie verändert den Raum und wird durch ihn verändert. Sie reagiert auf Licht, auf Stimmungen, auf das Umfeld. Sie ist ein Gegenüber.

Die Bildhauerei formt auch mich. Fordert und verlangt mich als Gegenüber. Schärft Wahrnehmung und Engagement. Konfrontiert mich, macht sichtbar.
Ist zwingend und verschenkt sich - wenn ich mich hingebe.

Und: Bildhauerei ist immer auch Material und Handwerk. Ist Dreck und Schweiß. Ist gegenwärtig. Ist immer der Moment, mit all seinem Wollen und seinen Erinnerungen. Alles Können, alles Versagen, jeder Schmerz, Muskelkraft, Motorik, das weite Land, Konfrontation, Geschenk, das ganze Herz, der stockende Atem, das stete Pulsieren, das ganze Leben. Ist immer mittendrin. Und dort ist sie still, und sonst ist da nichts. Inmitten von Allem die Stille.

Weil die Skulptur so zwingend ein räumlich materialisiertes geistiges Gut ist, kann sie genau die Tür aus der Materie sein. Hinaus zum reinen Empfinden, zum Geistigen, zur Offenheit, zur Einheit, zur Leere, zur Freiheit.

Jetzt aber ab ins Atelier!